Christoph Drebes, Mystery Minds GmbH: „Interne Kommunikation braucht persönlichen Austausch“

Christoph Drebes, Mystery Minds GmbH: „Interne Kommunikation braucht heute Vernetzung über Abteilungen hinweg.“

Intranet, Mitarbeitermagazin, Enterprise Social Network – oder das gute alte Schwarze Brett: Wenn es um Interne Kommunikation geht, setzen Unternehmen oft auf bewährte Kanäle.  Jedoch haben Mitarbeiter häufig den Eindruck, dass sie die „eigentlich relevanten Informationen“ mittels Flurfunk schneller erhalten. Die entscheidende Frage an dieser Stelle: Wie kommen Botschaften wirklich an? Und gelingt vertrauenswürdige Kommunikation?

Wir haben mit Christoph Drebes gesprochen, Geschäftsführer der Mystery Minds GmbH. Gemeinsam mit zwei Freunden hat er vor vier Jahren ein Start-up gegründet und die Plattform Mystery Lunch lanciert. Mithilfe der Software-as-a-Service (SaaS)-Plattform vernetzen sich Kollegen aus unterschiedlichen Abteilungen in mittelständischen und großen Unternehmen per Blind Date beim Mittagessen. Im Jahr 2018 hat Mystery Minds drei weitere Software-Tools präsentiert, mit denen Vernetzung in mittleren und großen Organisationen gelingt. Christoph weiß, warum das gerade in der Digitalisierung für die Interne Kommunikation so wichtig ist und wie eine Checkliste helfen kann.

Christoph, für Unternehmen stehen bei der Internen Kommunikation meist etablierte Kanäle wie das Intranet oder Social Networks im Vordergrund. Warum ist dieser Ansatz zu eindimensional?

Christoph Drebes: Wenn es um Interne Kommunikation geht, denken Führungskräfte häufig daran, strategische Ziele und Botschaften im Köpfchen der Mitarbeiter zu verankern. Das ist zweifellos wichtig. Aber „gute Kommunikation“ heißt viel mehr: Der Austausch zwischen Kollegen, die Vernetzung zwischen Mitarbeitern und eine werteorientierte Unternehmenskultur – solche Faktoren spielen eine zunehmend wichtige Rolle. Nicht zuletzt, weil die Innovationsfähigkeit von Firmen maßgeblich von Informationsfluss und Wissensaustausch abhängt. Daher sollte die Kommunikation einen kontinuierlichen Dialog mit und zwischen Mitarbeitern ermöglichen.

Warum ist der persönliche Kontakt gerade heute entscheidend, wo sich alles um Digitalisierung dreht?

Christoph: Technologien verändern die Arbeitswelt stark. Dieser Veränderungsprozess geht schneller vor sich als jeder andere in der Geschichte der Menschheit – sogar schneller als beispielsweise die industrielle Revolution. Menschliche Arbeitskraft wird für repetitive Aufgaben an Bedeutung verlieren. Sie wird aber immer dann wichtig bleiben, wenn es um Wertschöpfung, Kreativität und neue Ideen geht. Dann arbeiten zum Beispiel Experten aus verschiedenen Disziplinen über Abteilungsgrenzen hinweg gemeinsam in Think Tanks. Dabei ist der persönliche Kontakt zwischen den Projektbeteiligten unabdingbar im Hinblick auf erfolgreiche Projekte.

Was bedeutet das für die Interne Kommunikation  in Unternehmen?

Interne Kommunikation: Neben Checklisten und Technologien ist der persönliche Austausch gefragt © Flamingo Images – Fotolia.com

Christoph: Kommunikation ist bereits heute wesentlich vielschichtiger als noch vor einigen Jahren. Nicht nur die Medien und damit die Kommunikationswege haben sich verändert, sondern auch die Arbeitsweise von Mitarbeitern. Diese Entwicklung hat erst begonnen und wird in den kommenden Jahren wesentlich mehr an Fahrt aufnehmen. Natürlich werden Mitarbeitermedien damit nicht überflüssig – aber sie werden zunehmend zu ergänzen sein durch andere Möglichkeiten der Interaktion.

An welche Kontaktpunkte und Kommunikationsplattformen denkst du dabei?

Christoph: Neben technischen Plattformen geht es um neue Wege der Interaktion. Veranstaltungen spielen hier eine wichtige Rolle – beispielsweise interne Barcamps. Hier entsteht ein Austausch über Führungsebenen und Abteilungen hinweg. Jeder Teilnehmer kann dabei eine eigene Session zu einem selbst gewählten Thema anbieten. Mitarbeiter haben Gelegenheit, ihre Themen und Projekte zu präsentieren und Diskussionen anzustoßen. Das ist ideal, um neue Prozesse  in Gang zu bringen, denn es entstehen an einem einzigen Tag viele neue Ideen.

Wie helft ihr mit eurer Firma großen Unternehmen bei Kommunikation und Networking?

Christoph: Wir bieten mit Mystery Lunches seit einigen Jahren eine Plattform, die Blind Dates beim Mittagessen ermöglicht: Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen, die Lust auf Vernetzung und neue Kontakte haben, melden sich auf der Plattform an. Jeweils zwei Kollegen aus verschiedenen Bereichen werden im nächsten Schritt per Zufall zu einem gemeinsamen Lunch zugelost. Auf diese Weise möchten wir eine Grundlage legen für bessere Vernetzung und neue Ideen im gesamten Unternehmen. Damit verbundene Ziele sind eine Verbesserung der Unternehmenskultur  und eine Stärkung der Innovationsfähigkeit.

Wie wirkt sich das auf die Kommunikation im Unternehmen aus?

Christoph: Primär tragen wir auf informellem Wege zu besserer Interner Kommunikation bei. Denn durch die regelmäßig stattfindenden Mystery Lunches entwickelt sich ein Informationsfluss zwischen verschieden Abteilungen. Dieser kann und soll nicht manuell gesteuert werden. Dadurch wird  ein „echter Blickwinkel“ auf das Unternehmen aus einer anderen Ecke ermöglicht.

Gibt es hier Schnittstellen zu klassischer Interner Kommunikation?

Christoph: Auf jeden Fall. Zum Beispiel nutzen unsere Kunden ihre Mitarbeitermedien –  das Intranet oder das Mitarbeitermagazin – um auf Mystery Lunch aufmerksam zu machen. Infos über besondere Angebote wie zum Beispiel das von uns sind ja ein Grund dafür, dass Mitarbeiter das Intranet nutzen. Auch Info-Stände in der Kantine oder Infos auf einer Hausmesse sind gängige Plattformen, um über das Angebot zu informieren. Umgekehrt ist es aus unserer Erfahrung so, dass das vom Unternehmen ermöglichte „Mehr“ an Kommunikation zwischen Mitarbeitern wiederum dazu führt, dass die Identifikation mit dem Arbeitgeber verbessert wird. Damit interessieren sich Arbeitnehmer auch wiederum stärker für die Informationsplattformen – insbesondere das Intranet. Am besten entwickeln Unternehmen Standards und Checklisten für die Interne Kommunikation, die verschiedene Ansätze beinhalten.

Welche Angebote zur Verbesserung von Kommunikation und Workflows habt ihr außerdem?

Christoph: Eine ganze Menge (lacht). Zum Beispiel das sogenannte Job-Shadowing: Wenn Kollegen für einen Tag mit einem Kollegen mitlaufen, haben sie die Chance, die Perspektive zu wechseln und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie andere Abteilungen arbeiten. So können gute Ideen übernommen werden. Oder die Idee von Reverse Mentoring:  Wenn Mitarbeiter zum Mentor werden und Führungskräfte zum Mentee, werden überraschende Entwicklungen  ermöglicht. Die Welt durch die Brille der „anderen Seite“ zu sehen, das ermöglicht ein besseres Verständnis. Was mir persönlich auch sehr gut gefällt, ist die sogenannte kollegiale Fallberatung: Ein Teilnehmer schildert eine Problemstellung, die von einer Gruppe – in der Regel rund sechs bis neun Mitarbeiter – in einem strukturierten Verfahren bearbeitet wird. Gemeinsame Lösungen erarbeiten, das baut ganz schnell neue Brücken.

Welche Bedeutung hat die Gestaltung von Räumen?

Christoph: Eine sehr hohe. Räume für Kollaboration sollten auch physisch zur Verfügung gestellt werden. Solche Co-Creation-Areas unterstützen eine bessere Zusammenarbeit und legen die Grundlage für neue Ideen. Auch kreativ gestaltete Kaffeeküchen können dabei helfen. Im Mittelpunkt steht das Ziel, Kollegen zusammenzubringen und Kommunikation zu verbessern.

Christoph, vielen Dank für das Gespräch!

Mystery Lunch ist seit 2016 Kunde von schmitt kommuniziert. Wir machen für das Team um Christoph Drebes Content Marketing und Pressearbeit.

Redaktionell bearbeitet am 24.10.2018

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Michael Schmitt

Inhaber, Leiter Beratung bei schmitt kommuniziert.
Michael Schmitt, Inhaber von schmitt kommuniziert, ist Stratege und Ideengeber der Agentur. Er hat rund 15 Jahre Erfahrung in der Kommunikation und teilt stellt seine Expertise auch als Buchautor und Speaker. Vor der Gründung von schmitt kommunizert hat er als Leiter Kommunikation die Pressearbeit, das digitale Marketing und die Krisenkommunikation eines mittelständischen Unternehmens gestaltet.

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