Silicon Valley und die „German Angst“

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Disruptive Technologie aus dem Silicon Valley ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. © lculig – Fotolia

„Wie das Silicon Valley unsere Zukunft steuert“, titelt der „Spiegel“ diese Woche. Und in der Tat – man muss kein Zukunftsforscher sein, um zu erkennen, welchen Einfluss disruptive Technologien aus dem mächtigsten Tal der Welt schon bald auf unseren Alltag haben werden. Der Grund dafür ist einfach: Wenn in Kalifornien einer eine Idee hat, setzt er sie ohne Zögern und Zaudern um. Binnen kürzester Zeit hat er das nötige Wagniskapital in der Tasche. Was machbar ist, wird auch gemacht.

Wir alle profitieren bereits heute davon, denn nie haben wir schneller und einfacher miteinander kommuniziert. Nie haben wir so unkomplizierten und direkten Zugang zu Informationen gehabt. Ob wir ein Taxi bestellen wollen oder eine Pizza – es ist immer nur einen Klick aufs Smartphone entfernt. Und in wenigen Jahren wird webbasierte Software unseren gesamten Alltag bestimmen: Mit Industrie 4.0 sind Autos und Privathaushalte komplett aus der Cloud steuerbar.

Szenenwechsel: Ich war vor Kurzem auf einer Messe und kam mit der Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens ins Gespräch. „An Facebook kommen wir wohl irgendwann auch nicht mehr vorbei. Leider. Denn ich finde dieses ganze Zeug ja furchtbar“, klagte sie. Fast hätte ich ein wenig Mitleid bekommen. Dann habe ich mich gefragt, ob das ihr Ernst sein kann.

„German Angst“ statt Gründergeist

Leider ist eine Einstellung wie diese jedoch kein Einzelfall. Wir verstecken uns hinter unserer „German Angst“, während uns die Menschen in Kalifornien und anderswo mit disruptiven Technologien die Butter vom Brot nehmen. Waren es nicht einst wir hier in Deutschland, denen man Gründergeist und Unternehmertum zuschrieb? Die technologisch herausragende Ideen hatten und sie verwirklicht haben?

Davon leben wir bis heute – und darauf gründet maßgeblich unser Wohlstand. Wenn wir uns aber zu lange auf Entwicklungen von einst ausruhen, wird die wirtschaftliche Stärke über kurz oder lang abwandern. Dahin, wo heute Innovation passiert – in einem Tal in der Nähe von San Francisco.

Öffnung für State-of-the-Art-Technologie

Der Appell kann folglich nur lauten: Deutsche, öffnet euch für State-of-the-Art-Technologie. Das gilt auch und ganz besonders für Unternehmenskommunikation und Marketing. PR muss heute immer mehr Verantwortung übernehmen. Aufmerksamkeit, Reichweite und Reputation leiten sich maßgeblich aus dem ab, was im Netz passiert. Dazu gehört auch das Thema SEO, zu dem Kommunikateure mihilfe von Online-PR einen erheblichen Beitrag leisten können. Und natürlich ist es inzwischen kein Kann mehr, sondern ein Muss, wenn Unternehmen ihren Kunden in sozialen Netzwerken für Fragen zur Verfügung stehen. Über die Sinnhaftigkeit von Blogs, Social Media und weiteren digitalen Plattformen sollten wir daher nicht mehr diskutieren, sondern lieber frühzeitig analysieren, welche Trends als nächstes kommen, welche sich durchsetzen werden und wie wir diese nutzbar machen.

Abschließend noch ein Literaturtipp: Außerordentlich kurzweilig, informationsreich und hintergründig zu lesen ist das Buch „Silicon Valley“ von Christoph Keese, Executive Vice President bei Axel Springer. Der Autor war mit einem Team von Journalisten für ein halbes Jahr vor Ort in Kalifornien – und konnte sich ein eigenes Bild machen. Wer mit Keese genau hinsieht, versteht das Silicon Valley.

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Michael Schmitt

Inhaber, Leiter Beratung bei schmitt kommuniziert.
Michael Schmitt, Inhaber von schmitt kommuniziert, ist Stratege und Ideengeber der Agentur. Er hat rund 15 Jahre Erfahrung in der Kommunikation und teilt stellt seine Expertise auch als Buchautor und Speaker. Vor der Gründung von schmitt kommunizert hat er als Leiter Kommunikation die Pressearbeit, das digitale Marketing und die Krisenkommunikation eines mittelständischen Unternehmens gestaltet.